Engels Air Base
Als Vorzeigebasis sollte Engels auch die Heimat der neuen Tupolew Tu-160 Blackjack werden. Das schwerste Kampfflugzeug der Welt wird in Russland auch „weißer Schwan“ genannt und hatte seinen Jungfernflug am 18. Dezember 1981 absolviert. Bauaktivitäten im Rahmen der Umrüstung auf die verbesserte Bison-Variante 3M erschwerten jedoch die Einführung der ab April 1987 gelieferten Schwergewichte, so dass das 184. Regiment (heute mit Tu-95 in Engels) als erster Verband die Tu-160 bekam. Der Haken an der Sache: Die Einheit war im ukrainischen Priluki stationiert, und nach dem Zerfall der Sowjetunion kassierte die Ukraine die mittlerweile 19 Maschinen kurzerhand ein. Russland versuchte in komplizierten und langwierigen Verhandlungen, die Bomber zurückzukaufen. Erst einige Jahre später konnten sich die Parteien darauf einigen, dass die Ukraine als Kompensation für Gaslieferungen insgesamt acht Blackjacks zurück gab. Da die hoch komplexen Jets seit Jahren am Boden geblieben waren, gestaltete sich die Überführung nach Engels als recht schwierig. Zehn weitere Exemplare endeten auf dem Schrottplatz, einige davon mit knapp 100 Flugstunden auf der Uhr. Nur eine Blackjack verblieb in der Ukraine, und zwar im Luftfahrtmuseum von Poltawa. Alle zwischenzeitlich gebauten Exemplare kamen direkt nach Engels.

Im Februar 1992 landete so die erste Tu-160 in Engels. Von einem geregelten Flugbetrieb war man aber noch weit weg, da beispielsweise der Großteil der Bodengeräte sowie der Flugsimulator im ukrainischen Priluki zurückgelassen wurden. Wenigstens schlossen sich viele Besatzungen und Techniker den russischen Luftstreitkräften an und verließen die Ukraine. Anfang 1993 setzte die vierte neue Blackjack auf der Piste in Engels auf, immer noch viel zu wenig für einen geregelten Flugbetrieb. Der Plan, sechs Maschinen des Konstruktionsbüros und des Flugversuchsinstituts nach Engels zu verlegen, wurde nicht verwirklicht. Ebenso kam es nicht zum Bau der ursprünglich geplanten 100 Maschinen; aus Geldmangel bleib es bei knapp über 30 Exemplaren, von denen aber nicht alle einsatzbereit sind. Die knappen finanziellen Mittel sorgten auch dafür, dass die Bomber nur sehr selten fliegen konnten. Erst vor einigen Jahren nahm Russland wieder regelmäßige Übungsflüge auf.









