Features

Engels Air Base

Zunächst erscheint die kleine russische Stadt Engels rund 15 Kilometer südöstlich von Saratow an der Wolga bei unserem Besuch im Jahr 2012 wie ein ganz normaler Ort. Man fährt an einem McDonalds-Schnellrestaurant und zahlreichen Wohnhäusern vorbei, bis plötzlich am Straßenrand eine Tu-22 Blinder auftaucht. Der ehemalige Überschall-Bomber steht hier nicht ohne Grund, den an der Mauer dahinter beginnt das Gebiet eines der wichtigsten Flugplätze Russlands: In Engels sind nämlich die strategischen Bomber des Landes einschließlich ihrer nuklearen Waffen stationiert. Von der dreieinhalb Kilometer langen Startbahn heben regelmäßig die hier beheimateten die Tupolew Tu-95MS Bear und Tu-160 Blackjack der russischen Fernfliegerkräfte (Dalnjaja Aviazija, abgekürzt DA) ab.

Die 6950. Luftbasis beherbergt das 121. Schwere Bomberregiment (Tjasholi Bombardirowochni Aviapolt, TBAP), das dieTu-160 fliegt, und das 184. TBAP und ihren Tu-95MS. Die Luftfahrtgeschichte in der Region begann schon in den 30er Jahren mit der Ausbildung von Militärpiloten in Engels, welche die Rote Armee während des Zweiten Weltkriegs enorm ausgeweitet hatte. Anfang der 50er Jahre begann der Bau eines neuen Fliegerhorstes mit dem Namen Engels-2, der als eine der wenigen Basen in der Sowjetunion den damals neuen Jetbomber Mjassischtschew M-4 Bison einsetzen konnte. Dieser benötigte im Vergleich zu den bisherigen Mustern eine lange, befestigte Start- und Landebahn. Die Pilotenschule verlegte derweil nach Tambow. Die ersten Jetbomber landeten schließlich im Februar 1955 in Engels. Die Bison blieb hier bis Anfang der 90er Jahre aktiv, zuletzt als Tanker.